Keine Zeit für Zeitmanagement-Methoden
Wenn „Eat That Frog“ oder „Fokus-Zeit“ erst recht stressen
„Ich saufe ab“ rauft sich die Unternehmerin in ihrer mindfulnessence-Session die Haare! Sie hat sich bei mir gemeldet, weil sie „mehr über Zeitmanagement-Methoden wissen will“.
So stand es jedenfalls in der Bestätigungsmail meines Online-Kalenders, mit dem sich Interessent:innen in bestimmten Aktions-Zeiträumen einen Termin für eine kostenlose mindfulnessence-Session bei mir buchen können.
Was sie will, ist eine „Pille“ gegen Zeitdruck, Chaos und Überlastung durch zu viele Aufgaben und Termine.
Das kenne ich schon! Das wollen sie alle! Zuerst jedenfalls.
Doch wenn ich eine solche Pille hätte, dann säße ich jetzt irgendwo als millionenschwere Privatière in meinem Haus am Meer…
Aber das wäre auf Dauer dann auch irgendwie langweilig.
Investiere keine Zeit in eine Zeitmanagement-Methode, die dich erst recht Zeit kostet
Denn ich liebe meinen Job. Und der besteht darin, Unternehmer:innen und Führungskräften dabei zu helfen, sich nicht heillos in ihrem Business oder in ihrem Job zu verzetteln.
Das erste, was meine zukünftigen Kunden lernen dürfen, ist der Unterschied zwischen Selbstmanagement und Selbstoptimierung.
Und deshalb ist ihnen mit der nächsten „höher, schneller, weiter – Methode“ langfristig nicht geholfen. Die mag zwar im ersten Moment interessant sein – und außerdem machen das doch jetzt alle – aber leider hilft es nichts, wenn sie überhaupt nicht zu dir passt!
Dann bist du nämlich zusätzlich zu deinen ohnehin schon zahlreichen Aufgaben und Terminen auch noch damit beschäftigt, die Methode abzuarbeiten.
Und weil sie dir eigentlich nicht liegt, brauchst du viel länger.
Denn irgendwo in dir ist da ein unbewusster Widerstand. Und der frisst Energie. Energie, die dir dann für dein Business und deine Ziele fehlt. Und deshalb dauert es länger, an deinen wichtigen Themen zu arbeiten und deine Ideen umzusetzen.
Keine Zeitmanagement-Methode um der Methode willen
Meine Kundin Verena war diesem Widerstand in sich bereits auf die Spur gekommen und fragte mich im Coaching-Call: „Was mache ich bloß? Ich kriege es einfach nicht hin, die me!-Aufgabe als erste zu machen!“
Im Rahmen der Business-Balance Mastery, mein 1:1 Online-Coaching-Programm, aber auch in meinem Online-Gruppenprogramm „me!-Plan Masterclass“ entwickeln meine Kunden diese „me!-Aufgaben“. Das sind die Aufgaben, mit denen sie kontinuierlich an ihren Zielen arbeiten.
Dabei ist das „me“ im doppelten Sinne zu verstehen:
- als Aufgabe, die für MICH ist, also das englische „me“ und auch
- als die beiden Anfangsbuchstaben von mindfulness & essence, also eine mindfulnessence-Aufgabe.
Und das ist nichts anderes, als eine Aufgabe, die aufgrund von Achtsamem Selbstmanagement entstanden ist. Also alles andere als eine 08/15 Zeitmanagement-Methode, die man kritiklos übernimmt.
Verena hatte das unbewusst gemacht. Sie kannte „Eat That Frog“ von Brian Tracy. Der empfiehlt gemäß einem amerikanischen Sprichwort, man solle „den dicksten Frosch als Erstes verspeisen“.
(K)ein Geheimnis: „Natürliche“ Zeitmanagement-Methoden
Frösche zum Frühstück sind also nicht nur ekelig, sondern anscheinend oft auch kontraproduktiv.
Bei Verena bewirkte diese Methode lähmenden Stillstand. Sie saß vor ihrem Terminkalender wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange.
Da war die Erleichterung riesig, als ich ihr sagte: „Lass es sein! Mach die Aufgabe zu einem Zeitpunkt des Tages, wenn es für dich passt.“
Wer – außer Brian Tracy – sagt, dass du die Aufgabe als erste machen musst? O.K., diejenigen, bei denen „Eat That Frog“ funktioniert. Prima! Dann nicht dran rütteln, sondern so lassen.
Denn genau DAS ist doch das Geheimnis: Mach das, was dir liegt und/oder, was du ohnehin schon kennst:
„Natürliche“ Zeitmanagement-Methoden der Eltern
Als Kind war ich, so oft ich konnte, draußen mit meinen Freunden spielen. Es gab weder Computer noch Handys. Und meine Verabredungen traf auch nicht meine Mutter, sondern ich klingelte einfach bei meinen Freundinnen.
Und das natürlich am liebsten sofort nach dem Mittagessen – aber da war ja noch etwas…
Wenn meine Mutter mir sagte: „Zuerst machst du deine Hausaufgaben, und danach kannst du spielen gehen“, dann war das nichts anderes als Priorisierung.
Also die Frage, was du jetzt als Erstes tun willst.
Natürlich hatten meine Mutter und ich in dem Punkt etwas andere Priorisierungen. Aber das ist ein schönes Beispiel für eine Maxime, die du mit Priorisierung verbinden kannst. Und die stammt wiederum von meinem Vater:
„Was immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende.“
Wenn ich direkt spielen gehe, ohne meine Hausaufgaben zu machen, dann ist das zwar im Moment klasse. Aber in der Schule komme ich nicht mit und kriege Noten, die mir weniger Möglichkeiten der Entwicklung lassen.
Deshalb: Priorisiere klug, bedenke das Ende – aber gönne dir auch ab und zu ein „Da habe ich jetzt einfach Lust zu!“
„Natürliche“ Zeitmanagement-Methoden der Natur
Der Hahn auf dem Mist hat garantiert keine Smart-Sleep-App, die ihn durch sanftes Vibrieren am Flügel dazu bringt, morgens zum optimalen Zeitpunkt zwischen 5:00 Uhr und 5:30 Uhr lauthals zu krähen.
Das erledigt die Sonne.
Die Kühe auf der Weide kommen nicht in den Stall zum Melken, weil sie ein entsprechendes ToDo in Asana, Trello oder Meistertask daran erinnert.
Es ist ihr voller Euter.
Und auch ich muss mir im Sommer keine Notiz in meinen Timer Mindfulnessence schreiben, dass ich den Rasen mähen muss.
Das erledigt ein Blick nach draußen.
Kleiner Disclaimer: Ich schreibe das Rasen-Mähen trotzdem in meinen Timer Mindfulnessence – und zwar als Bewegungseinheit 😉. Aber zum Thema Gewohnheiten habe ich an anderer Stelle etwas geschrieben…
Deshalb: Mach es wie die Natur und handele so, wie es gerade zu dir und deiner Situation passt.
Wenn du also den Frosch morgens nicht essen willst, dann ist es genau das.
Und wenn du es dann tatsächlich sein läßt und ihn isst, wenn es zu dir passt, dann ist das Achtsames Selbstmanagement.
Jedenfalls der Anfang.
Und wenn du jetzt mehr willst, dann schreib mir einfach: Hier in die Kommentare. Oder besuche mich auf Social Media bei
Sehr interessanter Ansatz, danke für die Gedankenanstöße 🙂
Viele Grüße
Birgit
Ganz herzlichen Dank,liebe Birgit😊!
Ein sehr toller Blogbeitrag.
Genau so ist es, man kann nicht einfach eine Methode auf alle Menschen überstülpen, jeder ist individuell und für den einen mag der Frosch am Morgen sinnvoll sein, für andere ist er kontraproduktiv.
Zu den Hausaufgaben: Ich kenne das aus meinen Beratungen sehr gut. Oft sagen die Eltern, mach zuerst die Hausaufgaben, dann kannst du spielen. Es gibt aber Kinder, die saßen 6 Stunden in der Schule und müssen jetzt endlich ihrem Bewegungsdrang nachkommen und wollen nachmittags spielen. Die Hausaufgaben werden dann aber nach dem Spielen gemacht. Das ist der Deal. Und für einige Schüler ist das total sinnvoll und sie sind viel motivierter als direkt nach der Schule.
Lieben Gruß Susanne Seyfried
Liebe Susanne,
welch wunderbare Unterstützung aus der Praxis – vielen lieben Dank dafür!
Herzlichen Gruß
Irene