Planänderung

Warum es nichts bringt, krampfhaft an Plänen festzuhalten

Freitagabend – ein gemütlicher Ausklang auf dem Sofa und im SWR-Fernsehen läuft „Expedition in die Heimat“. Es geht ins Kraichgau – gar nicht weit weg von mir – auf einen Islandpferdehof.

Vorher noch müde von einer langen Woche reift in mir eine Planänderung: Wie gerne würde ich da mal hinfahren… .

Samstagmittag: Schönstes Wetter, und mein Mann hat Lust auf einen Ausflug.

Prima – das passt! Geschickt lotse ich ihn durch den Kraichgau, und da finden wir uns doch plötzlich auf diesem Pferde-Hof wieder… ;-)!

Sofort packt mich die Atmosphäre: Die Geräusche, die Gerüche, die Natur – so lange vergessen in all den Jahren.

Schon als Mädchen liebte ich Pferde, doch geritten bin ich nie.

Das sollte sich nun ändern, denn todesmutig verabrede ich direkt vor Ort meine erste Reitstunde – mit 51 Jahren!

Ich war super aufgeregt, als es soweit war, doch es klappte richtig gut.

Und dann kam, was kommen musste. Nach einiger Zeit auf Schulpferden war es nun Zeit für ein eigenes Pferd.

Ich begann, die Anzeigen zu studieren.

Und Mitte Dezember fand ich ihn, Hugur – einen Fuchs mit Blesse; gar nicht weit weg vom Hof.

 

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Hugur sollte mein eigenes Pferd werden

Ich telefonierte mit der Besitzerin und verabredete einen Termin.

Der war allerdings ernüchternd: Er machte keinen guten Eindruck mit seinem komischen Ausschlag am Maul. Ich machte Fotos und Videos, und auch meine Stallkollegen rieten mir davon ab, ihn zu kaufen.

Weihnachten kam, das neue Jahr kam, doch Hugur ging mir nicht aus dem Kopf.

Seine Besitzerin kontaktierte mich, ob bei uns auf dem Hof noch ein Platz frei wäre, und ich stellte den Kontakt zur Hofbesitzerin her.

Anfang Februar zog er auf den Islandpferde-Hof im Kraichgau, und ich konnte ihn nun sehen, so oft ich wollte.

Seine junge Besitzerin hatte nicht viel Geld und so verabredeten wir, dass ich ihn einen Monat lang „testen“ kann, d.h. einen ersten Beritt durch unsere Reitlehrerin finanzierte und ihn selber auch ausprobierte.

Es war ein Auf und Ab mit uns, doch das „Auf“ überwog und ich entschied, ihn zu kaufen.

Am 01.04. war die Ankaufsuntersuchung – und er ging lahm! Wir gaben Medikamente, warteten eine Woche, zweite AKU – und er ging immer noch lahm.

 

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Ich verabschiedete mich ein zweites Mal

von Hugur und verbrachte den beginnenden Sommer damit, auf der Suche nach einem Pferd durch ganz Deutschland zu reisen.

Ich begegnete zahnlosen Pferden in Bayern und heruntergekommenen Pferden in Thüringen.

In der Lüneburger Heide flog ich sogar von einem Pferd, in dessen Beschreibung ich leider erst später las „nicht für Anfänger geeignet“ (hatte mir aber keiner gesagt!).

Nichts – ich fand es einfach nicht, MEIN Pferd!

Derweil stand Hugur auf dem Hof, und ich versuchte, ihn zu ignorieren.

An einem heißen Sommertag auf dem Hof erzählte mir die Stallbesitzerin, die junge Besitzerin von Hugur wolle ihn nun doch verkaufen.

Da spürte ich: DAS darf nicht sein!

Wochenlang war ich ich durch die Republik gereist, dabei war mein Herzenspferd doch schon da.

Ich redete mit der Besitzerin, und wir verabredeten eine weitere AKU.

Ergebnis: LAHM!

Was würde mit ihm passieren?! Ich verhandelte nochmal nach.

 

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Ich kaufte ein lahmes Pferd.

Nun begann die medizinische Diagnostik und herauskam ein alter und ein frischer Griffelbeinbruch.

Als der verheilt war, verbrachten wir zunächst eine wunderschöne Zeit miteinander.

Jedoch: Sein Dickkopf und mein „Respekt“ vor dem Reiten passten allerdings so manches Mal nicht zueinander.

Ich spürte mehr und mehr, dass ich mit meinem mittlerweile Mitte 50 wohl niemals unbeschwert ausreiten würde oder im Galopp über die Felder preschen würde.

Hinzu kam, dass ich einen anstrengenden Management-Job hatte, und der Stall genau in der Mitte zwischen den 65 km Wegstrecke von Zuhause bis zum Büro lag.

Nach der Arbeit war ich oft zu müde und ging hektisch und abgekämpft zu Hugur. Und am Wochenende sträubte sich der Gedanke immer mehr in mir, schon wieder ins Auto steigen zu müssen.

Aber Hugur war top versorgt, und ich hatte zum Glück eine liebevolle Reitbeteiligung, so dass sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen hielt.

 

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Doch mein Leben änderte sich.

Der Job als Personalleiterin erfüllte mich immer weniger. Ich wollte mehr als Psychologin arbeiten und hatte für mich ein System entwickelt, meinen Traum Stück für Stück umzusetzen.

Das funktionierte so gut, dass ich irgendwann beschloss, mich – zunächst nebenberuflich – damit selbstständig zu machen und mein Business zu starten.

Es war an der Zeit, sich einzugestehen, dass sich das Leben wandelt, und dass nun ein neuer Lebensabschnitt beginnen wollte.

Ich traf die Entscheidung und verkaufte Hugur, mein Herzenspferd, an meine Reitbeteiligung.

Vor einiger Zeit habe ich Hugur besucht. Es tat gut, mal wieder die Nase in sein Fell zu stecken, und ab und zu fehlt er mir doch sehr.

Doch ein kleiner Trost steht seit dem am Kopfende meines Bettes.

Und wenn’s keiner sieht, knuddeln wir auch mal…;-).

 

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Weil Pläne sich ändern dürfen

Aber die Entscheidung war richtig!

Ich habe nun die Zeit und die Ruhe, mich – mittlerweile in Vollzeit – meinen Kunden zu widmen, die ich darin begleite, auch ihren eigenen Weg zu gehen.

Die ich unterstütze, wenn die Zweifel kommen, „ob sie das denn wirklich machen sollen“. Ich helfe ihnen, aus ihren guten Ideen erfolgreiche Ergebnisse zu machen.

Und ich ermutige sie, Pläne, die nicht (mehr) die ihren sind, ziehen zu lassen. Denn wie oft machen wir etwas einfach weiter, weil wir denken, dass es von uns erwartet wird?

Wie oft „reiten wir ein totes Pferd“? (Zum Glück nur im übertragenen Sinne, denn zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, geht es Hugur gut).

Und genauso glücklich wie das Schnauben von Hugur macht es mich, wenn meine Kunden sagen: „Ohne dich wäre ich nicht da, wo ich heute bin!“

Oft braucht es nur eine Ermunterung von außen, für sich einzustehen und zu sagen: „Ab jetzt gilt Plan B“!

Du brauchst eine solche Ermunterung? Dann mach jetzt den ersten Schritt in Richtung Plan B oder auch Plan X, und melde dich gerne bei mir.

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