Ein totes Pferd im Jahresreview?

Die Kunst des Loslassens,

und warum sie nicht einfach ist.

Auch über die Reiterszene hinaus ist „ein totes Pferd reiten“ ein Begriff. Sicher kennst du das Zitat, das in verschiedenen Quellen den Dakota-Indianern zugeordnet wird

„Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!“

Dahinter steckt die Erkenntnis, dass alles im Fluss ist und sich die Dinge verändern. Themen, die vielleicht einmal wichtig waren, verlieren plötzlich an Bedeutung. Dies ohne Widerstand anzunehmen und entsprechend zu handeln, verspricht, in Bewegung zu bleiben.

Bei der Planung des neuen Jahres sollte daher auch ein Blick zurückgeworfen werden. Sich ehrlich die Frage zu beantworten „Was oder auch wen brauche ich nicht mehr im neuen Jahr?“, ist der erste Schritt zu Veränderung und persönlicher Weiterentwicklung.

 

„(Zu) Fest im Sattel zu sitzen“ kann manchmal bremsen

Und trotzdem fällt es oft schwer, Altes loszulassen und mit offenem Blick nach vorne zu schauen. Woran liegt das?

Viele Menschen steigen nicht einfach von dem toten Pferd ab, sondern entwickeln stattdessen Strategien, die dringend erforderliche Veränderungen oft sehr erfolgreich verhindern. In Bezug auf das Management in Industrie, Wirtschaft und Verwaltung finden sich hier viele Ergänzungen zum eigentlichen Zitat.

Bis zu 50 dieser “Strategien des Widerstandes“ habe ich im Netz gefunden. Und sie lesen sich auf den ersten Blick recht witzig.

Schauen wir uns 5 davon einmal genauer an. Entdecken wir, wie wir sie durchaus auch im Privatleben anwenden und was eigentlich wirklich dahintersteckt, wenn wir nicht von dem toten Pferd absteigen, sondern stattdessen sagen:

 

1. „Wir besorgen eine stärkere Peitsche.“

Heißt im Klartext: wir haben noch gar nicht gemerkt, dass das Pferd tot ist. Wir hocken da oben im Sattel und wundern uns, warum es nicht vorwärtsgeht. Also setzen wir uns (und das Pferd) unter vermehrten Druck und nehmen die zunehmende Erschöpfung als gegeben in Kauf.

 

2. „Wir lassen den Stall renovieren“.

Hier haben wir im Stillen schon bemerkt, dass das Pferd tot ist, aber wir wollen es nicht wahrhaben. Lieber lenken wir uns mit nebensächlichem Drumherum ab, das zwar irgendetwas mit dem Pferd zu tun hat, aber das Problem an sich nicht löst.

 

3. „Wir weisen den Reiter an, sitzen zu bleiben, bis das Pferd wieder aufsteht“.

Wir glauben, “man“ erwartet, dass wir sitzen bleiben. Dabei kommt die Anweisung, sitzen zu bleiben, häufig gar nicht von „den anderen“, sondern entspringt persönlichen Annahmen und Glaubenssätzen, die wir seit Jahren nicht mehr überprüft haben.

 

4. „Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist“.

Wir haben Angst abzusteigen. Und diese Angst ist so groß, dass wir uns die Sache schönreden. „So schlimm ist der Job nun auch nicht, immerhin bringt er gutes Geld.“

 

5. „Wir tauschen das tote Pferd gegen eine tote Kuh“

Das heißt, wir trauen uns erst, von dem toten Pferd abzusteigen, wenn wir etwas anderes in Sicht haben. Da der Anreiz des anderen aber nur darin besteht, nicht das tote Pferd zu sein, merken wir oft nicht, dass das Neue genauso wenig passt.

 

 

 

Eine Abstieghilfe

Eigentlich heißt es in Reiterkreisen „Aufsteighilfe“, aber wir wollen ja runter von dem toten Pferd! Steigen wir also Stufe für Stufe ab. Innerhalb der Stufen findest du die 7 Fragen, die du dir stellen kannst, wenn du das Gefühl hast, dass auch du ein „Totes Pferd reitest“.

1. Stufe: Wir merken nicht, dass wir ein totes Pferd reiten, oder wir wollen es nicht wahrhaben.

Frage 1: Welche Dinge oder Menschen rauben uns Kraft?

Frage 2: Wann haben wir das Gefühl, wir müssen immer mehr Druck (Peitsche) machen, um etwas zu erhalten oder überhaupt zu erreichen?

Frage 3: Beschäftigen wir uns lieber mit Dingen, die nur noch bedingt mit unserem früheren Ziel zu tun haben (Stall renovieren) und glauben, damit arbeiten wir am Ziel direkt – und wenn ja, welche Dinge sind das?

 

2. Stufe: Wir glauben, „man“ erwartet, dass wir sitzen bleiben, oder wir haben einfach nur Angst, abzusteigen.

Frage 4: Haben wir das Gefühl “Das kann ich doch nicht machen!“?

Frage 5: Richten wir uns bei unseren Zielen nach den Wünschen von anderen, und sind es dann wirklich unsere Ziele?

Frage 6: Lassen wir das mit dem Absteigen, weil wir nicht wissen, was danach kommt und weil wir glauben, dass wir ohne das “Alte“ irgendwie verloren sind?

 

3. Stufe: Wir trauen uns erst, abzusteigen, wenn wir schon etwas Neues in Aussicht haben.

Frage 7: Wenn wir etwas Neues beginnen, ist der Grund ein “WEG VON“ (statt ein “HIN ZU“); das heißt, machen wir etwas Neues nur, weil wir etwas Altes nicht mehr wollen?

 

Wer loslässt, hat die Hände frei

Halte inne und überlege, ob du nicht auch in dem einen oder anderen Lebensbereich ein “Totes Pferd“ reitest.

Falls du etwas gefunden hast, dann hast du den ersten Schritt schon gemacht: Du hast hingeschaut – Gratulation!

Und nun nimm für das, was du gefunden hast, die insgesamt 7 Fragen aus der Abstieghilfe und beantworte diese in einem stillen Moment ganz für dich.

Vielleicht entscheidest du, dass du das, was du gefunden hast, nicht mehr in das Neue Jahr mitnehmen willst? Dann lass es los, BEVOR du mit der Planung für das neue Jahr auf dein Pferd steigst – denn das ist dadurch dann garantiert quicklebendig!

Wenn du noch tiefer in die Planung des nächsten Jahres einsteigen willst, dann lies hier, wie das mit Achtsamem Selbstmanagement nachhaltig funktioniert.

Und wenn du „dein neues Pferd“ noch nicht so gut kennst, dann hol dir einen erfahrenen „Reitlehrer“ und melde dich gerne bei mir.

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