Overplanning
Wenn Planung aus dem Ruder läuft
Du hättest so gerne einen Plan, mit dem du den alltäglichen Wahnsinn überhaupt erst mal im Griff hast – und nun komm ich mit dem Thema „Overplanning“!?
Klar, dass du jetzt vielleicht die Stirn runzelst:
„Was für ein Luxusproblem! Ich wäre froh, wenn ich nur halbwegs wüsste, wo es lang geht und endlich einen Plan hätte, der mich durch das Projekt, die Aufgabe oder sonst eine Herausforderung führt.“
Was du dir da wünschst, ist die
Sonnenseite der Planung
Planung kann ein super-mächtiges Werkzeug sein, wenn es um Organisation und Produktivität geht.
Für viele Menschen ist Planung DIE Möglichkeit, ihre Aufgaben und Herausforderungen anzugehen und ihnen nicht allzu hilflos gegenüber zu stehen. Es ist durchaus sinnvoll, die kommenden Monate, Wochen oder Tage vorzubereiten.
Die Monate noch relativ grob, also nur die Hauptziele für den Monat, die anstehenden Termine und Projekte im Blick zu haben.
Die Wochen dann schon wieder etwas genauer: Hier dürfen auch schon Unter-Ziele mit einfließen, die in dieser Woche erledigt werden.
Und die (Achtsame) Tagesplanung, die am besten am Vorabend geschieht, ist dann eine Art Guideline, diese Ziele als heruntergebrochene Aufgaben nun umzusetzen.
Zusätzlich nebenbei noch den Kleinkram erledigen, der so anfällt. Der nervt jedoch nicht, weil auch er in der (Achtsamen) Tagesplanung seinen Platz hat.
Tja, wenn das mal so einfach wäre, wie es klingt… .
Overplanning – die Schattenseite der Planung
Da, wo man – wie oben beschrieben – mit „gesunder Planung“ seine Ziele verfolgt, seine Projekte durchzieht und seine Aufgaben erledigt, kann ein ZUVIEL an Planung allerdings absolut kontraproduktiv sein.
Bei Overplanning – auch als „Planungswahn“ bekannt – geht es nicht darum, übervorbereitet zu sein. Das Problem ist, dass es an der Umsetzung mangelt.
Wenn du z.B. digitale Planung auf dem Computer und dem Handy in diversen Apps nutzt und gleichzeitig noch einen analogen Planer hast – oder wohlmöglich auch mehrere, dann verbringst du schonmal eine gewisse Zeit damit, alle Systeme auf einem Stand zu halten.
Das bedeutet, dass du einen Teil deiner Zeit einfach nur mit der Aktualisierung deiner Planer verbringst.
Wenn du z.B. ein ganz bestimmtes Projekt verfolgst, dann bist du zwar intensiv (mit der Planung) beschäftigt, aber du bist nicht produktiv!
Denn: Da stehen viele tolle Sachen in deiner Planung, aber: Erledigst du diese Aufgaben dann auch?
Overplanning kann also zu Untätigkeit führen. Und damit ist es nichts anderes als Prokrastination!
Eine weitere Schattenseite des Overplanning ist die Gefahr, jedes noch so kleine Detail deines Lebens zu durchdenken. Und wer anfängt, über alles und jedes nachzudenken, der macht sich auch Sorgen über mögliche Fehlschläge.
Und Sorgen führen bekanntlich zu Stress.
Da, wo du mit Planung doch eigentlich den Stress minimieren wolltest, vermehrst du ihn also gewaltig, wenn du es übertreibst mit der Planung.
Overplanning bewirkt im Gegensatz zum eigentlichen Ziel, richtig viel geregelt zu kriegen, genau das Gegenteil: Untätigkeit! Hatten wir ja oben schon… .
Du schreibst dir kitzelkleine Details in deine x-fach Planungen, aber nochmal: Schaffst du die auch alle?
Du verbringst so viel Zeit mit der Planung eines Projekts, dass du kaum etwas davon erledigst.
Woran erkennst du Overplanning?
Du wirst so richtig sauer, wenn etwas nicht nach Plan läuft.
Denn du hast ja so detailliert geplant, dass dich jede Änderung sofort aus dem Konzept bringt. Da ist keine Flexibilität für Eventualitäten.
Da ist kein Raum für das Leben, das IMMER dazwischenfunkt – sei der Plan noch so klasse.
Du gibst Ideen & Projekte viel zu schnell auf
Overplanning hat ja jedes Detail eines Projektes im Visier. Und jede Abweichung vom Plan ist für Menschen, die zu viel planen, ein Indiz, „dass das ja gar nicht funktionieren KANN.“
Dann können sie’s auch gleich lassen… .
Overplanning – welche Angst dahinter steckt
Es sind verschiedene Ängste, die dich dazu treiben, dich im Planen zu verlieren, anstatt jetzt mal endlich loszulegen.
Die Angst vor Kontrollverlust
Oben sprachen wir vom „Raum für Eventualitäten“, die das Leben so für uns parat hat.
Wenn ich aber jetzt jemand bin, der zutiefst verunsichert ist, dann schütze ich mich doch am besten, wenn ich versuche, alles so gut es geht unter Kontrolle zu haben.
Bei Führungskräften findet man diese Spielart der Angst auch in Form von Mikro-Management. Alles wird penibel geplant und kontrolliert.
Eine Abweichung gleicht einem Desaster, wenn ich so unsicher bin, dass ich nicht flexibel drauf reagieren kann.
Die Angst davor „entlarvt“ zu werden
Auch bekannt als „Hochstapler-“ oder „Imposter-Syndrom“.
Grundlegendes Persönlichkeitsmuster ist hier mangelndes Selbstbewusstsein. Obwohl du richtig gut bist in dem, was du tust, glaubst du nicht an dich.
Klassische Anzeichen sind z.B. Sätze wie „Ich muss erst noch die Ausbildung/Weiterbildung xy machen“, „Ich bin noch nicht soweit“ oder „erst muss die Webseite, der Podcast (oder was auch immer) fertig sein.“
Und in der Zwischenzeit kann man das alles ja schön detailliert planen.
Die Angst vorm Umsetzen
Das Thema Prokrastination oder auch „Aufschieberitis“ hatten wir weiter oben ja bereits.
Und diese Angst vor dem Umsetzen ist auch eigentlich eine Folge der beiden anderen Ängste, die hier schon genannt wurden.
Denn die ganze Zeit, die ich mit der Planung eines Projektes oder einer Herausforderung verbringe, beschäftige ich mich ja schon damit. Ich habe dann eine sichere Struktur, an der ich mich doch nur entlang hangeln muss.
Und ich kann STUNDEN damit verbringen, das Projekt zu planen. Da fühle ich mich direkt so verbunden damit, als wäre ich schon mittendrin.
Doch wenn ich dann nach Ergebnissen schaue, wird’s blöd – es sind nämlich keine da.
Denn nichts von dem, was ich da alles an ToDo’s hingeschrieben habe, ist auch mal abgehakt.
Overplanning – so gehst du damit um
Eigentlich sollte die Überschrift lauten „Overplanning – so hörst du damit auf“, aber beim dritten Punkt passt sie dann nicht mehr:
Das gute alte LOSLASSEN
Du kannst nicht alles planen. Punkt.
Planung ist eine Erleichterung. Schritt für Schritt sein Ziel zu erreichen, ist großartig.
Doch wenn Planung zum Monster wird, dann zieh die Reißleine.
Gewöhne dir eine gewisse Leichtigkeit an und mach den wunderbaren Satz von John Lennon zu deinem neuen Mantra:
„Leben ist das, was passiert, während du noch Pläne machst“.
Plane die Planung
Achte darauf, wieviel Zeit du mit Planung verbringst. Wie viele Stunden pro Woche sind es? Und dann versuche, sie langsam zu reduzieren.
Du sollst jetzt also nicht die Planung über den Haufen werfen, sondern nur mal auf die Zeit achten, die du mit Planung verbringst.
Dabei reduzierst du die Quantität der Planung und erhöhst gleichzeitig deren Qualität.
Mach bewusste „Planungs-Orgien“,
von denen du jetzt schon genau weißt, dass du das nicht umsetzen wirst.
Einfach nur, weil du so einen Spaß am Planen hast. Und den sollst du dir ja jetzt nicht völlig verkneifen.
Wenn du z.B. Fernweh hast, dann plane nach Herzenslust eine exotische Reise, auch wenn dein Budget dir im Moment eher den Urlaub auf dem Balkon empfiehlt.
Wenn du gerne Häuser, Autos, Boote oder sonst was anschaust, dann tummel dich nach Herzenslust auf den entsprechenden Seiten und mach einen Plan, wie du das Objekt deiner Begierde ausstatten würdest.
Ziel ist also hier einzig und allein, deinen Spaß am Planen auszuleben. Da muss überhaupt kein Ergebnis bei rauskommen.
Der einzige Punkt ist: Achte darauf, dass du deine „echte Planung“ trotzdem konsequent durchziehst!
Und wenn du dabei Hilfe brauchst,
… dann übe zunächst vielleicht ein wenig mit der Achtsamen Tagesplanung.
Oder nimm direkt Kontakt mit mir auf, und wir reden mal über DEIN Overplanning.
Denn meistens ist es nicht die Planung, sondern irgendeine Angst, die dir immer wieder dazwischenfunkt.
Als Diplom-Psychologin und Managerin erkenne ich die Angst, die dich eigentlich bremst. Und dann reden wir zunächst darüber und machen dann zusammen die RICHTIGE Planung für dich, die du dann auch umsetzt.