Not-ToDo Liste

Segen oder Fluch?

Beim Thema Not-ToDo Listen fällt mir aufgrund der aktuellen Lage natürlich sofort jemand ein, auf dessen Not-ToDo Liste eigentlich nur ein einziges Item stehen sollte: Nämlich diesen Wahnsinn endlich zu stoppen.

Aber es berichten schon so viele über den Krieg in der Ukraine, dass ich hier ganz bewusst etwas Raum geben möchte für anderes. Und zwar für die Geschichte von einer ganz bestimmten Liste, die ich als Kind einmal schreiben musste.

Es ist auch kein Zufall, dass ich diesen Blogartikel heute, am Aschermittwoch, schreibe. Denn ein Aschermittwoch war vor vielen Jahren, als ich noch in die Grundschule ging, der Auslöser für jene Liste.

Heute völlig undenkbar – aber damals hatte man mit den zahlreichen Spielarten der Pädagogik noch nicht viel am Hut, da war so etwas noch möglich:

An einem Aschermittwoch hatten wir in der Grundschule das Fach Religion, und das Thema war natürlich die Fastenzeit. Ende der 1960er Jahre noch mit der entsprechenden Drohkulisse vorgetragen, die uns als Kinder natürlich mächtig beeindruckte.

 

Not-ToDo Liste

Not-ToDo Liste

Die bescheuertste Liste, die ich je schrieb

Unsere Hausaufgabe war es, eine Liste zu schreiben, in die wir jeden Tag der Fastenzeit eintragen mussten, an dem wir Süßigkeiten gegessen hatten. Und während der ganzen langen Fastenzeit kontrollierte der Religionslehrer, ein Ordensmensch, die Listen akribisch.

Stand da Schokolade, Eis oder sonstiges Naschwerk hinter einem Tag, so wurde das vom Lehrer mit einem düsteren Blick vor der gesamten Klasse kommentiert!

Damals waren Kinder noch frei von Helikopter-Eltern, und der Lehrer galt als Autorität. Doch ich hatte Glück, denn mein Vater war auch Lehrer und schüttelte verwundert den Kopf über das Gebaren des Kollegen.

Er machte das sehr geschickt, denn er sagte mir nicht direkt: „Lass diesen Blödsinn sein.“Das wäre ja eine fehlende Hausaufgabe gewesen. Er stiftete mich auch nicht zum Lügen an, denn das wäre als Signal von Eltern zu Kind fatal gewesen.

Nein, er unterhielt sich nur mit meiner Mutter beim Mittagstisch darüber, welch unmögliche Hausaufgabe das doch sei… .

Das reichte für mich, die erste Not-ToDo Liste meines Lebens nicht so ernst zu nehmen. Ich schrieb ein paar „Alibi“-Gummibärchen und Schokoladenstückchen gut verteilt in die Liste und nahm das Tadeln gelassen hin. Denn ich fühlte mich von meinen Eltern verstanden – und das war so viel mehr wert, als die Meinung dieses Lehrers.

 

Not-ToDo Liste Segen

Not-ToDo Liste

Segen

ToDo-Listen kann jeder und kennt jeder, aber No-ToDo Listen?

Sie haben ihren Platz in der Zeitmanagement-Welt erobert. Denn die empfiehlt sie, um Zeit zu sparen, produktiver zu sein und gesünder zu leben. Auf eine Not-ToDo Liste gehören demnach beispielsweise Aktivitäten, die

  1. Zeit fressen,
  2. delegiert werden können,
  3. sich als Fehler herausgestellt haben und die
  4. mir und anderen nicht guttun.

Zu den Zeitfressern gehören z.B. Klassiker wie exzessives Social Media Gedaddel oder NetFlix-Marathons. Aber hier dürfen auch Energieräuber auf die Liste: Wenn z.B. eine bestimmte Person oder Situation das eigene Zeitkonto regelmäßig so strapaziert, dass Stress entsteht, dann darf diese Person oder Situation auf die Liste – wenn das möglich ist.

Alle Tätigkeiten, die ich delegieren kann, sollte ich vielleicht in Zukunft tatsächlich nicht mehr selber tun und damit mein Zeitkontingent sinnvoller nutzen. Blöd ist nur, wenn keiner da ist, an den delegiert werden kann. Und wenn einer da ist, dann wird aus meiner Not-ToDo Liste, die ToDo Liste des anderen.

Aus Fehlern lernen hat noch nie geschadet, also gehören die Dinge, die sich als falsch erwiesen haben, ebenfalls auf die Not-ToDo Liste.

In engem Zusammenhang damit stehen auch die Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Dinge, die mir nicht guttun: Rauf auf die Liste und weg damit!

 

Not-ToDo Liste Fluch

Not-ToDo Liste

Fluch

Nun habe ich also so eine Not-ToDo Liste. Noch eine Liste!

Und auf der steht alles drauf, was ich eigentlich NICHT mehr will. Und dann? Wann schaue ich da drauf? Und wie oft?

Was passiert mit mir, wenn ich all die Dinge lese, die ich nicht mehr tun will, und das wohlmöglich regelmäßig: Das Gesetz der Anziehung greift.

Der amerikanische Psychiater Milton Erickson drückte dies mit seinem Satz: „Energy flows, where attention goes“ aus. Das heißt, die Energie fließt dahin, wohin unser Denken sich ausrichtet. Und unser Denken fokussiert die Dinge, die wir eigentlich lassen wollen.

Das ist für mich eine Energie, die ich nicht will, weil sie sich an dem orientiert, was uns nicht guttut.

Genau aus diesem Grund verstehe ich den Hype um die Not-ToDo Listen oder die Stop-Doing Listen nicht. Ich mag sie auch nicht – und das liegt nicht nur an meinem ehemaligen Religionslehrer.

 

Not-ToDo Liste Alternative

 

Not-ToDo Liste

Die Alternative

To do or not to do – das ist hier also die Frage.

Natürlich leben wir nicht in einer rosaroten Welt voller Blümchen und Sonnenschein. Es gehört zum Achtsamen Selbstmanagement dazu, sich auch die Dinge anzuschauen, die kontraproduktiv sind, uns bremsen oder sogar schaden.

Aus diesem Grund enthält mein Business-Balance Mastery Programm zum einen eine komplette Lektion im Bereich der Zieldefinition, in der es – angelehnt an die Blue Ocean Methode von W.Chan Kim & Renée Mauborgne – nur darum geht, sich zu überlegen:

  1. Was will ich nicht mehr tun?
  2. Was möchte ich weniger tun?
  3. Was will ich öfter tun?
  4. Womit möchte ich neu beginnen?

Sind die Ziele dann definiert, gibt es im nächsten Schritt der Zielplanung einen kleinen Mini-Bereich, in dem auch den negativen Gewohnheiten Rechnung getragen wird.

Meine Kunden erarbeiten beim Formulieren ihrer Ziele hilfreiche Gewohnheiten, die sie bei der Umsetzung ihrer Ziele unterstützen. Und daneben ist auch ein wenig Platz für die Gewohnheiten, die sie an der Umsetzung ihrer Ziele hindern. Das Bild über diesem Absatz zeigt ein kleines Beispiel für Ziele aus dem Lebensbereich „Körper & Gesundheit“. Hier wurden links Gewohnheiten gesammelt, die Fitness und Gesundheit unterstützen und rechts eine Angewohnheit notiert, die in Zukunft wegfallen darf.

Das heißt, ich kenne die hinderlichen schlechten Gewohnheiten und gebe ihnen etwas Raum. Aber ich mache keine ganze Liste daraus, sondern lenke meine Aufmerksamkeit auf das, was mich weiterbringt.

Die Energie fließt dann von selbst dorthin und sorgt für die Umsetzung meiner Ziele.

Mehr über das Business-Balance Mastery Programm und wie du damit konsequent & erfolgreich deine (Business)Ziele erreichst, erfährst du hier.

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