Die Macht der anderen

4 Tipps, wie du ihr gekonnt begegnest

„Das glaub ich jetzt nicht!“ war mein erster Gedanke, als ich zum ersten Mal über die Macht der anderen in meinem Psychologiestudium stolperte.

Das war im Fach Sozialpsychologie, als wir über das berühmte Konformitäts-Experiment sprachen, das Solomon Asch in den 1950er Jahren mit 123 Versuchspersonen durchführte.

Er wollte damals zeigen, dass Menschen bei einer eindeutigen physischen Realität nicht durch eine soziale Realität beeinflusst werden – oder kurz „klare Fakten überzeugen immer“. Heraus kam genau das Gegenteil.

Asch benutzte für sein Experiment ein Setting, das jedes Kindergartenkind auf die Reihe gekriegt hätte – wenn es nur nach den reinen Fakten gegangen wäre.

 

Die Macht der anderen_Striche

Das Experiment

Einer Gruppe von Versuchspersonen wurden in 18 Durchgängen Karten vorgelegt, auf denen eine Linie A auf der einen Karte der jeweiligen Referenzlinie 1, 2 oder 3 auf der anderen Karte zugeordnet werden sollte. Je nach Durchgang unterschieden sich die Referenzlinien, jedoch war die richtige Zuordnung jeweils klar & eindeutig zu erkennen.

Während die Versuchspersonen einer Kontrollgruppe bei dieser einfachen Aufgabe bei der Zuordnung eine Fehlerquote von 0,7% hatten, sah das im Experiment anders aus.

Die Gruppe der „Versuchspersonen“ bestand nämlich in Wirklichkeit aus Mitarbeitern von Asch – es gab nur eine einzige echte Versuchsperson. Als nun die Karten vorgelegt wurden, nannten die unechten Versuchspersonen in 12 von 18 Durchgängen bewusst eine falsche Zuordnung.

Dies taten sie neutral, aber selbstbewusst, während das Selbstbewusstsein der echten Versuchspersonen zum Teil schwand: Die Fehlerquote ihrer Zuordnungen schnellte auf 37% nach oben, weil sie das falsche Urteil der anderen übernommen hatten.

Und das, obwohl die richtige Zuordnung offensichtlich war. Der Gruppendruck war für einige dann wohl doch zu groß gewesen.

Allerdings nicht für jeden, denn es gab individuelle Unterschiede: Während 30% der 123 Versuchspersonen immer der Gruppenmeinung nachgaben, ließen sich 25% nie beeinflussen.

Was half diesen 25%, dass sie der Macht der anderen nicht nachgaben?

 

Die Macht der anderen_Unterstützung

Die Macht der anderen

Tipp 1, wie du ihr gekonnt begegnest

Das oben beschriebene Experiment wurde im Verlauf der Zeit immer wieder variiert, um den verschiedenen Erscheinungsformen der „Macht der anderen“ auf die Spur zu kommen.

So zeigte sich z.B., dass die Fehlerquote bei den echten Versuchspersonen wieder abnahm, wenn sich auch nur eine einzige weitere Person der Meinung der Versuchsperson anschloss. Die aufgebrochene Einstimmigkeit der Fake-Versuchspersonen führte also zu einer Abnahme des Konformitätsverhaltens.

Das bedeutet nichts anderes, als dass es hilfreich ist, sich Unterstützung zu holen.

Das richtige Umfeld ist demnach mitentscheidend, wie konsequent und erfolgreich du deine Ziele erreichst. Wenn andere ablehnen, was du tust, dann kann das ganz unterschiedliche Gründe haben:

Die wohlmeinende Sorge der Familie, dass du vielleicht scheitern könntest und sie dir Schmerz ersparen wollen. Oder aber auch die neidische Befürchtung derer, die du in deiner Entwicklung hinter dir gelassen hast, weil die nämlich befürchten, dass du eben NICHT scheiterst.

Such dir also ein Umfeld, das ich dich in dem, was du tust, bestärkt und begegne den Bedenkenträgern mit souveräner Gelassenheit.

 

Die Macht der anderen_Bewertung

Die Macht der anderen

Tipp 2, wie du ihr gekonnt begegnest

Eine weitere Erkenntnis aus dem „Asch-Experiment“ ist die, dass die „Macht der anderen“ umso größer wird, je schwieriger eine Aufgabe eingeschätzt wird.

Wenn du also von vornherein schon das Gefühl hast, „es nicht gebacken zu kriegen“, dann schwindet dein Selbstvertrauen. Hier sind wir also auch auf dem Gebiet der Glaubenssätze unterwegs.

Schau einmal genau hin, wo dir ein alter Glaubenssatz Steine in den Weg legt, du deshalb glaubst, dass diese eine Aufgabe viel zu schwer für dich ist und dich gerne der Meinung anderer beugst, einfach weil du so verunsichert bist.

Als ich mit mich entschloss, mein Business aufzubauen, war das in einem Alter, wo andere schon anfangen, den Ruhestand zu planen. Ich hingegen sah mich mit Techniken und Begriffen gegenüber, die eher in die Welt der wesentlich jüngeren Onlinemarketer gehörten.

Denen glaubte ich am Anfang auch eine Menge. Bis ich es mehr und mehr verstand, mir eine eigene Meinung bildete und Aufgaben, die im Technikbereich auf mich zukamen, einfach mal neu bewertete:

Von „Oh Gott, ich kann das nicht!“ hin zu „Mal sehen, wie es funktioniert. Und wenn ich nicht weiterweiß, frage ich XY.“

 

Die Macht der anderen_Bindung

Die Macht der anderen

Tipp 3, wie du ihr gekonnt begegnest

Die „Social Media-Blase“ ist eine Welt für sich.

So viele junge Frauen werden verunsichert durch die oft gefakten Strahle-Posts auf Instagram & Co., bei denen die Anzahl der Filter höher ist als der Gehalt der Inhalte.

Aber auch, wenn du dich dadurch nicht mehr beeindrucken läßt, dich aber dennoch als Unternehmer:in auf Social Media tummelst, passiert etwas mit dir, wenn du nicht aufpasst:

„Think Big“ als Credo schreit dir viel zu oft entgegen. Professionell aufbereitet von der Marketing-Maschinerie einiger großer Player auf Social Media, die noch nicht einmal davor Halt machen, ein Erdbeben in Nepal als „authentischen Content“ in die Story einzubauen und mit Trauermiene in die Kamera zu berichten, dass sie gerade geweint hätten.

Wenn du am Anfang deines Online-Business stehst, dann willst du dazugehören. Dann ignorierst du das merkwürdige Gefühl, wenn du eine solche Story siehst. Du willst auch endlich das „nächste Level“ für dein Business.

Bis du durchschaust, was da abgeht, endlich auf deine Intuition hörst und dich davon verabschiedest, deine Seele zu verkaufen.

Du löst die Bindung an die vermeintlich so attraktive Gruppe und nutzt sie bestenfalls noch, um immer wieder zu sehen, wie du es NICHT machen willst.

 

Die Macht der anderen_Ablehnung

Die Macht der anderen

Tipp 4, wie du ihr gekonnt begegnest

Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Position als Personalleiterin.

Begonnen hatte alles mit dem Anruf eines Headhunters, der für ein Industrieunternehmen, das bis dato nur eine Lohnabrechnung hatte, nun eine Personalleitung suchte, die dort das gesamte Personalmanagement aufbauen sollte.

Das Unternehmen hatte mehrere Werke, und in jedem dieser Werke saß natürlich ein Werkleiter ganz oben an der Spitze. Das waren kleine Könige – jeder mit der entsprechenden Macht über sein „Reich“, in ALLEN Themen.

Und nun kam da so eine „Personaltante“, die ihnen bei den Mitarbeitern reinreden wollte. So sahen die das. Am Anfang jedenfalls.

Ich lief zunächst gegen Wände; in einem besonders harten Fall gegen einen meterhohen Deich, denn der entsprechende Kollege saß im Werk an der Ostsee.

Aber ich liebte meine Arbeit in der Industrie, und ich ließ mich nicht beeindrucken von den Machtspielchen. Stattdessen half ich den Herren mit meinem praktischen Wissen über Personalmanagement – ganz einfach, indem ich ihnen Arbeit abnahm, aber nie an ihrer Rolle zweifelte.

Als sie merkten, dass ich gar nicht auf den Thron wollte, sondern ihnen durch einen guten Job das Leben leichter machte, war der Drops gelutscht.

Ich hatte die Ablehnung nicht an mich herangelassen, sondern mich an dem, was ich gut konnte erfreut und es anderen zur Verfügung gestellt.

Und der Werksleiter aus Norddeutschland und ich wurden danach sogar richtig gute Freunde.

 

Die Macht der anderen_Fazit

Fazit

Die Macht der anderen ist gar nicht so groß, wie du denkst

Ich bin sicher, du kennst das: Wenn du jemandem ein Klassenfoto seiner Schulklasse zeigst, sucht er als allererstes darauf sich selbst.

Wetten? Probiere es mal aus!

Mit dem Bild da oben wird das allerdings wohl nicht funktionieren. Du wirst dich dort nicht finden, es sei denn, du warst 1968 im St. Anna Kindergarten in Rheinberg in meiner Kindergartengruppe.

Falls ja, dann schreib mir bitte unbedingt!!

Falls nein, dann nimm trotzdem etwas aus diesem Blogartikel für dich mit:

Die Menschen interessieren sich gar nicht so sehr für dich, wie du annimmst. Deswegen höre auf, dir ständig Gedanken zu machen, was andere wohl über dich denken.

Dabei liegt die Betonung auf „ständig“, denn natürlich ist es auch nicht hilfreich, wenn du von nun an ohne jede Rücksichtnahme als Soziopath durch diese Welt läufst.

Sei einfach achtsam, wenn du „die Macht der anderen“ mal wieder spürst. Und wenn es dir zu blöd wird, dann setze ihr einen oder mehrere der vier Tipps entgegen.

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